Du betrachtest gerade Wie kann ich meinem Kind bei der Eingewöhnung in die Kita helfen?

Wie kann ich meinem Kind bei der Eingewöhnung in die Kita helfen?

Die Eingewöhnung in die außerfamiliären Betreuung (meist in die Kita) ist für viele Kinder eine schwierige Zeit. Der Erfolg dieser Phase hängt in erster Linie vom Bindungsaufbau zur pädagogischen Fachkraft ab. Häufig wird der Schwerpunkt aber stattdessen auf die Lösung von der Hauptbindungsperson (meist die Mutter) gelegt.

In diesem Blogartikel möchte ich dir ein paar wichtige Aspekte und Tipps geben, wie du deinem Kind helfen kannst, gut in der außerfamiliären Betreuung anzukommen.

Unsere Eingewöhnung mit einem bindungsstarken Kind 

Mein Sohn war schon immer sehr anhänglich und hatte Schwierigkeiten, sich neuen Situationen zu öffnen. Selbst bei Freunden, mit denen wir uns quasi sein Leben lang wöchentlich trafen, bewegte er sich für mindestens eine Stunde kaum von meinem Schoß herunter. Erst, als wir schon fast dabei waren, uns wieder zu verabschieden, traute er sich, einige Meter von mir entfernt zu spielen. Sobald ihm aber ein anderes Kind zu nahe kam, lief er sofort wieder hilfesuchend zu mir zurück.

Du kannst dir vorstellen, welchen Bammel ich vor der Eingewöhnung in die Krippe hatte. Aber zumindest hatte ich das Glück, mich lange seelisch und moralisch darauf vorbereiten zu können und meinen Sohn in einer Einrichtung anmelden zu können, in der ich selbst schon viele Jahre als Erzieherin tätig war. Das gab mir ein sehr gutes Gefühl!

Dennoch verunsicherte mich das erste Gespräch vor der Eingewöhnung: Die erste Trennung war bereits nach drei bis vier Tagen geplant. Sollte er weinen und sich nicht trösten lassen, wäre ein Schritt zurück geplant und es würde ihm dann doch noch ein paar Tage mehr Zeit gegeben werden. Das fühlte sich für mich nicht richtig an. Ja, ich kannte dieses Eingewöhnungsmodell, ich hatte selbst bereits mehrere Kinder ab zwei Jahren damit eingewöhnt. Allerdings betonte ich selbst in Elterngesprächen immer, dass wir an dieses Modell „angelehnt“ arbeiten und wir vielmehr auf das Kind ganz individuell eingehen.

Nach diesem ersten Gespräch hatte ich zwar ein tolles Gefühl, was die Bezugserzieherin anging, aber ich hatte etwas Sorge, dass diese erste Trennung zu schnell stattfinden könnte. Also beschloss ich, mein Wissen über Eingewöhnungen zu erweitern. Ich holte mir Hilfe bei einer Expertin. Ich lernte, worauf es ankam, was die neuesten Erkenntnisse im Feld der Bindungstheorie damit zu tun haben und worauf ich achten sollte. Ich fühlte mich gestärkt und freute mich auf den ersten Eingewöhnungstag!

Die erste Woche war so, wie ich es mir vorgestellt hatte (schließlich kenne ich meinen Sohn): er verbrachte die komplette Zeit in der Kita auf meinem Schoß. Die Kontaktversuche der Bezugserzieherin nahm er zwar an, jedoch schreckte er sofort zurück, wenn ihm ein anderes Kind zu nahe kam. Und davon gab es dort nun mal reichlich. Das erschwerte ihm den ersten Bindungsaufbau zur Bezugserzieherin ziemlich!

Am vierten Tag löste er sich endlich für ein paar Minuten von mir und spielte ausgelassen mit der Erzieherin. Als ihm ein fremdes Kind zu nahe kam, lief er außerdem hilfesuchend in die Arme der Bezugserzieherin, obwohl ich direkt daneben saß. Das war für mich ein Schlüsselmoment, da er mir zeigte: „Bei ihr fühle ich mich sicher!“

Leider wurde er am fünften Tag etwas krank und saß die komplette Zeit der Eingewöhnung wieder auf meinem Schoß.

Montags soll während der Eingewöhnung keine Veränderung durchgeführt werden, sondern alles belassen wie am Freitag zuvor ablaufen. Auch an diesem Tag löste er sich nur sehr schwer von mir.

Die Bezugserzieherin meinte dann allerdings, sie möchte die erste Trennung dennoch am Tag drauf, am Dienstag machen. Da wusste ich: Meine Befürchtung trifft nun ein! Das geht mir alles zu schnell!

Ich sagte der Erzieherin, dass ich eine Trennung am nächsten Tag für zu frühzeitig hielt und ich befürchtete, dass es nicht gut gehen würde. Nachdem sie erklärte, dass wir dann jederzeit wieder einen Schritt zurück gehen und ihm etwas länger Zeit lassen könnten, betonte ich, dass ich das gerne verhindern und ihm von vornherein mehr Zeit geben möchte. Wir einigten uns darauf, einen Tag länger zu warten. Ich hoffte darauf, dass mein Sohn einen weiteren positiven Moment mit der Bezugserzieherin erleben würde, bevor ich mich das erste Mal von ihm verabschieden sollte.

Insgeheim hatte ich nämlich auch bei einer Trennung einen Tag später immer noch ein ungutes Gefühl. Ich selbst hätte noch länger gewartet, um auf Nummer sicher zu gehen. Aber ich merkte, dass ich auf Gegenwind stieß und wollte auch unbedingt eine Auseinandersetzung vermeiden. Wir einigten uns wie gesagt darauf, die Trennung einen Tag zu verschieben, doch auf welche Art und Weise die Trennung stattfinden sollte, führte erneut zu einer Meinungsverschiedenheit. Der Vorschlag war, mich beim Bringen direkt in der Garderobe von ihm zu verabschieden. Wie bereits erwähnt: ich kenne meinen Sohn und ich weiß, dass er in neuen Situationen einen Moment Zeit braucht. Egal wo wir bisher waren und egal, wie oft wir dort schon waren: er brauchte IMMER noch einen kurzen Moment, um mit mir gemeinsam in der neuen Situation anzukommen. Und das wollte ich ihm nicht nehmen! Ein Ankommen und direktes Trennen hielt ich für komplett katastrophal. Auch wenn ich eine Auseinandersetzung vermeiden wollte: darauf konnte ich mich einfach nicht einlassen! Ich befürchtete einen starken emotionalen Protest von meinem Sohn und darauf folgend einen großen Rückschritt in der Eingewöhnung!

Zum Glück löste sich die Situation ziemlich schnell auf, als ich deutlich machen konnte, dass ich lediglich für einen kurzen Moment mit meinem Sohn gemeinsam im Gruppenraum ankommen wollte, bevor ich mich dann auch wirklich von ihm verabschieden würde. Das war zum Glück vollkommen in Ordnung!

Wir einigten uns! An diesem einen zusätzlichen Tag erlebte er einen erneuten schönen Moment mit der Bezugserzieherin und am Tag der Trennung durfte ich mit ihm gemeinsam im Gruppenraum ankommen. Als ich mich verabschiedete, musste mein Sohn natürlich weinen. Mit etwas anderem hatte ich auch nicht gerechnet. Er ließ sich aber ziemlich schnell trösten und die restliche Zeit der Eingewöhnung lief fast tränenlos ab! Ich merkte, dass er sich wohl fühlte, da er seinen Po von meinem Schoß auf den Schoß der Bezugserzieherin verlagerte.

Ich war im Nachhinein sehr froh, dass ich mich vor der Eingewöhnung vorbereitet hatte und mich für meinen Sohn einsetzen konnte.

Nur eine Geschichte von vielen!

Diese eine Geschichte von mir ist erneut nur eine von vielen. In meinem Freundeskreis gibt es einige solcher Geschichten, die teilweise leider nicht so gut ausgingen! Es wurden wochenlang literweise Tränen vergossen oder es mussten Eingewöhnungen sogar abgebrochen und das Kind aus der Kita wieder abgemeldet werden. Natürlich gibt es auch positive Erfahrungen: das Kind, dass innerhalb von kürzester Zeit Vertrauen aufbauen konnte und sich problemlos von der Hauptbindungsperson lösen konnte oder auch das Kind, das einfach eine lange Eingewöhnungsphase benötigte und ihm diese auch eingeräumt wurde.

Wichtig ist die Bindung zur pädagogischen Fachkraft, erst dann kommt die Trennung von dir

Eine erfolgreiche Eingewöhnung basiert auf einer vertrauensvollen Beziehung zwischen deinem Kind und der Fachkraft. Es geht nicht darum, dein Kind möglichst schnell von dir zu trennen, sondern darum, dass es eine sichere Bindung zur Fachkraft aufbaut. Diese Beziehung gibt deinem Kind Sicherheit und Vertrauen in der neuen Umgebung. Erst dann kann es sich von dir lösen.

Der Kreis der Sicherheit

Der Kreis der Sicherheit ist ein Konzept, das verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass dein Kind in dir eine sichere Basis hat, von der aus es seine Umgebung erkunden kann. Diese Basis gibst du deinem Kind, indem du ihm das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelst. Wenn dein Kind das Gefühl hat, dass es jederzeit zu dir, zu seinem sicheren Hafen, zurückkehren kann, wird es mutiger, die neue Umgebung in der Kita zu erkunden und sich dort wohlzufühlen.

In der Eingewöhnung geht es nun darum, dass dein Kind auch in der pädagogischen Fachkraft einen sicheren Hafen findet.

Quelle: chrome-extension://efaidnbmnnnibpcajpcglclefindmkaj/https://www.aschaffenburg.de/dokumente/Buerger-in-Aschaffenburg/Familien/circle-of-security-w-formula-german.pdf [08.07.2024]

Die ersten Tage der Eingewöhnung

In den ersten Tagen besuchst du die Betreuungseinrichtung gemeinsam mit deinem Kind. Idealerweise suchst du dir einen Platz, an dem du bleiben kannst und für dein Kind den sicheren Hafen darstellst. Dort kann es auf deinem Schoß die ersten Kontaktversuche der Fachkraft erfahren.

Zunächst solltet ihr nicht länger als 1-1,5 Stunden bleiben. Die Zeit kann nach den ersten Tagen auch auf 2 Stunden verlängert werden.

Die Fachkraft hat nun die Aufgabe, eine Bindung zu deinem Kind aufzubauen. Mit Hilfe von Spielmaterial, Gesang etc. kann sie nach und nach zu deinem Kind durchdringen.

Du hast die Aufgabe, für dein Kind die sichere und stabile Basis zu sein, zu der es jederzeit zurückkommen kann. 

Außerdem solltet ihr deinem Kind zeigen, dass ihr ein positives Verhältnis zueinander habt, damit dein Kind leichter Vertrauen fassen kann.

Nach ein paar Tagen können in dieser gemeinsamen Zeit in der Betreuung auch die ersten Pflegesituationen gemeinsam erfolgen. So kannst du dein Kind wickeln, während die Fachkraft dabei ist.

Die erste Trennung: Der entscheidende Schritt

Die erste Trennung sollte gut geplant und durchgeführt werden, denn sie ist entscheidend für den weiteren Verlauf der Eingewöhnung. Eine zu frühe Trennung kann die weiteren Schritte erheblich erschweren. Idealerweise trennt sich dein Kind zuerst und geht von dir weg, hin zur Fachkraft. Beispielsweise wechselt dein Kind gemeinsam mit der Fachkraft den Spielbereich oder geht mit ihr in die Küche zum Frühstücken. 

Anzeichen, dass dein Kind bereit für die erste Trennung ist

  • Dein Kind zeigt Interesse an der Erzieherin und interagiert mit ihr.
  • Dein Kind zeigt Neugierde und Offenheit für die neue Umgebung und andere Kinder.
  • Dein Kind entfernt sich kurz von dir.
  • Dein Kind spielt oder beschäftigt sich für kurze Zeit ohne deine direkte Nähe.

Hier einige Tipps für die erste Trennung:

  • Je nach Alter kannst du deinem Kind morgens die Trennung ankündigen.
  • Bleibe konsequent und verabschiede dich liebevoll, aber bestimmt.
  • Erkläre deinem Kind, was du machst. Überlege dir, mit welcher Zeitspanne dein Kind bereits Erfahrung gemacht hat, bspw. wenn du dich auf die Toilette verabschiedest.
  • Versichere deinem Kind, dass du wiederkommst und wann das sein wird.
  • Je nachdem, wie es deinem Kind leichter fällt, solltest du ihm Zeit geben, mit dir gemeinsam anzukommen oder aber auch lange Abschiede vermeiden, da dies deinem Kind die Trennung schwieriger machen kann.
  • Gib der Fachkraft die Möglichkeit, dein Kind zu trösten und abzulenken.

Wenn dein Kind bei der Trennung ein bisschen weint, ist das völlig normal und zeigt nur, dass ihr eine starke Bindung aufgebaut habt. Wichtig ist, dass du ruhig bleibst und deinem Kind Sicherheit gibst. 

Wenn sich dein Kind gar nicht darauf einlassen kann, nicht aufhört zu weinen oder sich gar in Rage schreit, solltest du mit der Fachkraft gemeinsam besprechen, wie ihr weiter vorgehen könnt. Wenn du keinen Zeitdruck hast, weil du bspw. bald wieder arbeiten gehen musst, empfehle ich dir, einen Schritt zurück zu gehen und die nächste Trennung zu verschieben! Achte auf die oben beschriebenen Anzeichen,dass dein Kind bereit für die erste Trennung ist. Gehe dann aber auf Nummer sicher und vermeide einen überstürzten weiteren Trennungsversuch.

Möglichkeiten, wenn die Fachkraft die Trennung zu früh verlangt

Sollte die Fachkraft auf eine zu frühe Trennung bestehen, ist es wichtig, dass du deine Bedenken und Sorgen klar und respektvoll kommunizierst. Erzähle von deiner Einschätzung und den Anzeichen, die du bei deinem Kind beobachtest. Erkläre ihr auch, woran du bei deinem Kind erkennst, dass es für die erste Trennung bereit ist. Eine gute Fachkraft wird deine Sorgen ernst nehmen und gemeinsam mit dir einen geeigneten Weg finden.

Stillen während der Eingewöhnung

Es passiert leider noch immer sehr häufig, dass außerfamiliären Betreuungseinrichtungen das Abstillen vor der Eingewöhnung empfehlen oder sogar voraussetzen. Tatsächlich kann das Stillen eine wertvolle Unterstützung während der Eingewöhnung sein. Stillen bietet nicht nur Nahrung, sondern auch Trost und Geborgenheit. Du kannst dein Kind vor der Betreuung stillen, um ihm Sicherheit zu geben. Dein Kind kann seinen Bindungstank nochmal kräftig auffüllen, wodurch der Übergang erleichtert wird. Ihr könnt daraus ein Trennungsritual machen! Nach der Betreuung kannst du stillen, um den leeren Bindungstank wieder aufzufüllen.

Besprich mit der Fachkraft, wo du dein Kind am besten stillen kannst. Falls es sich zum Beispiel beim stillen leicht ablenken lässt, ist die Garderobe kein idealer Ort. Habt ihr einen Ort gefunden empfehle ich auch, das ihr Stillen im Gruppenraum vermeidet und euch an diesen Ort zurückzieht. 

Kommt dein Kind während der Eingewöhnungsphase zu dir und möchte stillen, ist das ein guter Zeitpunkt, den Eingewöhnungstag zu beenden und am nächsten Tag wieder zu kommen. 

Was kannst du tun, wenn deinem Kind die morgendliche Trennung schwerfällt?

Habt ihr die erste Trennung gemeistert, aber es fällt deinem Kind morgens generell schwer, sich von dir zu trennen, kannst du deinem Kind helfen:

  • Überlege dir (je nach Alter deines Kindes auch gemeinsam) ein Trennungsritual. Herz auf eure beide Hände malen, einen persönlichen Gegenstand mitgeben z.B. dein Halstuch, 5 Küsse aufs Gesicht, High Five etc.
  • Den Tag deines Kindes besprechen: Erkläre deinem Kind, wie der Tag in der Betreuung ablaufen wird. 
  • Deinen Tag erklären: Zeige deinem Kind wenn möglich deinen Arbeitsplatz, damit es weiß, wo du dich aufhältst, während es in der Betreuung ist.
  • Bindungszeit vor der Trennung: Plane morgens genug Zeit für eine ruhige und liebevolle Bindungszeit ein, bevor ihr zur Betreuung geht.

Fazit

Die Eingewöhnung in die außerfamiliäre Betreuung ist ein wichtiger Schritt für dein Kind und dich. Mit Geduld, Verständnis und der richtigen Unterstützung kann dieser Übergang für euch beide leichter werden. Achte darauf, dass die Bindung zur Erzieherin aufgebaut wird und dass die erste Trennung gut geplant ist. Nutze Rituale und unterstützende Bindungsmaßnahmen wie das Stillen, um deinem Kind Sicherheit zu geben. Wenn du merkst, dass die Trennung zu früh erfolgt, hab keine Angst, deine Sorgen zu äußern und nach Alternativen zu suchen. Mit diesen Tipps und deiner liebevollen Begleitung wird dein Kind die Eingewöhnung gut meistern.

Schreibe einen Kommentar