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Was ist bindungsorientierte Erziehung?

Die Bindungsorientierte Erziehung hat leider noch immer sehr oft einen schlechten Ruf. Manche bezeichnen sie als „Streichelpädagogik“ und behaupten, die Kinder würden verwöhnt und verweichlicht, wenn ein Baby sofort alles bekommt, was es möchte. 

Die bindungsorientierte Haltung ist jedoch ein Erziehungsstil, der darauf abzielt, eine enge und vertrauensvolle Beziehung zwischen dir und deinem Kind aufzubauen, die geprägt ist von Sicherheit und Geborgenheit. Diese Haltung kann eine tiefe Verbindung schaffen und den Grundstein für eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung legen.

In diesem Blogbeitrag möchte ich dir erklären, warum bindungsorientierte Erziehung so wertvoll ist, was an den Kritikpunkten tatsächlich dran ist und wie du sie in deinem Alltag umsetzen kannst.

Warum die bindungsorientierte Haltung scheinbar etwas Neues ist.

Ein kurzer Exkurs in die Geschichte zeigt, warum die bindungsorientierte Haltung einen so schlechten Ruf hat und wieso viele der älteren Generationen eine Abneigung dagegen haben: In der Mitte des 20. Jahrhunderts war Johanna Haarer eine prominente Figur in der Erziehungsberatung. Mit ihren Büchern riet sie zu einer Erziehungsmethode, die auf Disziplin, Strenge und frühzeitiger Unabhängigkeit beruhte. Haarer empfahl, Säuglinge nicht zu viel zu tragen, nicht nach Bedarf zu Stillen, nur zum Füttern und Wickeln aus dem Bett zu nehmen und frühzeitig Trennungen einzuführen. Diese Ansätze standen im krassen Gegensatz zu den Prinzipien der bindungsorientierten Erziehung und prägten viele unserer Eltern und Großeltern. Häufig gaben sie diese Erziehungsmethoden dann unbewusst und unreflektiert an ihre Kinder (und auch an uns) weiter.

🗣️“Hat uns doch auch nicht geschadet!“

Hat der autoritäre Erziehungsansatz wirklich keine negativen Folgen?

❌ Frühere Erziehungsstile legten wenig Wert auf emotionale Bedürfnisse. Dies führt oft zu emotionaler Unreife und Schwierigkeiten im Umgang mit Stress.

❌ Durch Strenge statt Zuwendung entstanden Unsicherheiten in Beziehungen, die bis ins Erwachsenenalter reichen können, was zu geringem Selbstwertgefühl führt.

❌ Kinder lernen weniger Eigenverantwortung und Selbstbewusstsein, da ihnen eigene Entscheidungen abgenommen wurden.

❌ Ein strenger Erziehungsstil erhöht das Risiko für Angststörungen und Depressionen, da der ständige Druck zu Versagensängsten führt.

Cycle Breaker: Alte Muster durchbrechen

Als Cycle Breaker hast du die Möglichkeit, diese alten und schädlichen Erziehungsmuster zu durchbrechen und eine neue, gesündere Bindung zu deinem Kind aufzubauen. Indem du dich bewusst gegen die traditionellen, oft autoritären Erziehungsmethoden stellst, kannst du einen positiven Unterschied in der Erziehung deines Kindes machen. Dies erfordert Mut, Wissen und die Bereitschaft, sich selbst und seine Erziehungsmethoden zu reflektieren und anzupassen. Denn meist wurden wir selbst nicht bindungsorientiert erzogen und können somit nicht auf unsere Intuition oder auf Wissen aus unserer eigenen Kindheit zurückgreifen.

Warum bindungsorientierte Erziehung so wertvoll ist.

Bindungsorientierte Erziehung basiert auf der Theorie der sicheren Bindung, die besagt, dass Kinder, die eine stabile und vertrauensvolle Beziehung zu ihren Eltern haben, selbstbewusster, sozial kompetenter und emotional ausgeglichener sind. Eine starke Bindung zu den Eltern gibt deinem Kind das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, was besonders in den ersten Lebensjahren von großer Bedeutung ist.

Durch eine bindungsorientierte Erziehung lernst du, die Bedürfnisse deines Babys besser zu verstehen und darauf einzugehen. Dies fördert nicht nur die emotionale Bindung, sondern auch die kognitive Entwicklung deines Kindes. Kinder, die sicher gebunden sind, haben ein besseres Selbstwertgefühl und sind besser in der Lage, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und zu pflegen.

Der Kreis der Sicherheit

Der Kreis der Sicherheit ist ein Konzept, das verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass dein Kind in dir eine sichere Basis hat, von der aus es seine Umgebung erkunden kann. Diese Basis gibst du deinem Kind, indem du ihm das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelst. Wenn dein Kind das Gefühl hat, dass es jederzeit zu dir, zu seinem sicheren Hafen, zurückkehren kann, wird es mutiger,seine Umgebung zu erkunden und sich dort wohlzufühlen.

Kritik an der bindungsorientierten Haltung.

Die bindungsorientierte Erziehung hat viele Befürworter, doch es gibt auch zahlreiche Kritiker, die verschiedene Bedenken äußern. Im nächsten Abschnitt möchte ich auf diese Kritikpunkte eingehen, damit du dich guten Gewissens und mit Überzeugung auf die bindungsorientierte Haltung einlassen und sie leben kannst: 

1️⃣ Übermäßige Abhängigkeit: Kritiker argumentieren oft, dass eine bindungsorientierte Erziehung zu einer übermäßigen Abhängigkeit des Kindes von den Eltern führen kann. Sie befürchten, dass Kinder, die ständig im engen Kontakt zu ihren Eltern stehen und deren Bedürfnisse immer sofort erfüllt werden, Schwierigkeiten haben könnten, selbständig und unabhängig zu werden.

✅ Das Konzept „Der Kreis der Sicherheit“ zeigt aber deutlich, dass das Gegenteil der Fall ist. Fühlt sich dein Kind sicher gebunden und weiß, dass es in dir einen sicheren Hafen hat, wird es sich trauen, seine Umgebung zu erkunden und selbstständig und unabhängig zu werden. 

2️⃣ Fehlende Disziplin: Ein weiterer häufiger Kritikpunkt ist, dass bindungsorientierte Erziehungsmethoden zu einer mangelnden Disziplin führen könnten. Manche glauben, dass das Fehlen strikter Regeln und Konsequenzen dazu führt, dass Kinder keine Grenzen kennenlernen und sich nicht an gesellschaftliche Normen anpassen können. Kritiker befürchten, dass diese Kinder später im Leben Probleme haben könnten, Autorität zu respektieren und sich an Regeln zu halten.

✅ Hier findet sich ein weitverbreiteter Irrtum wieder: Bindungsorientierte Erziehung bedeutet nicht, dass dein Kind keine Grenzen und Regeln erfährt. Die Grenzen und Regeln sind jedoch gut durchdacht und bestehen aufgrund von Notwendigkeit und nicht aufgrund von Machtmissbrauch („Das ist jetzt so, weil ich es so sage!“).

3️⃣ Belastung der Eltern: Die bindungsorientierte Erziehung erfordert von den Eltern ein hohes Maß an Engagement und ständige Verfügbarkeit. Kritiker weisen darauf hin, dass dies zu einer erheblichen Belastung führen kann, insbesondere wenn Eltern keine ausreichende Unterstützung durch Familie oder Gemeinschaft haben. Es besteht die Sorge, dass die ständige Erfüllung der Bedürfnisse des Kindes zu Erschöpfung und Burnout bei den Eltern führen könnte.

✅ Hast du als Hauptbindungsperson tatsächlich keine weitere Unterstützung und bist du komplett auf dich alleine gestellt, dann kann diese Erziehungshaltung tatsächlich anstrengender sein. Es ist enorm wichtig, dass du sämtliche Ressourcen aktivierst, um Hilfe bittest und gut auf dich und deine eigenen Bedürfnisse achtest. 

4️⃣ Unrealistische Erwartungen: Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass bindungsorientierte Erziehung unrealistische Erwartungen an das Verhalten und die Entwicklung von Kindern stellt. Kritiker argumentieren, dass es in der Realität nicht immer möglich ist, jedem Bedürfnis eines Kindes sofort nachzukommen und dass Kinder auch lernen müssen, mit Frustration und Verzögerungen umzugehen.

✅ Im Leben deines Kindes wird es noch ausreichend Situationen geben, in denen es mit Frustrationen umgehen muss! Es wird häufig genug Momente geben, in denen dein Kind ein „Nein“ von dir hören wird, weil es gefährlich ist für dein Kind oder für andere Personen, weil Gegenstände kaputt gehen können, etc. Und auch ist es klar, dass du nicht immer und sofort auf die Bedürfnisse deines Kindes reagieren kannst. Aus diesem Grund ist es wichtig, dies dann zu tun, wenn es dir möglich ist und nicht, es zu lassen, damit dein Kind irgendetwas dabei lernt. Diese Kritik ist also völlig weltfremd und unrealistisch. 

Du siehst: Trotz dieser Kritikpunkte bleibt die bindungsorientierte Erziehung eine wertvolle Methode, um eine starke und liebevolle Bindung zu ihren Kindern aufzubauen. Es ist wichtig, sich dieser Kritik bewusst zu sein und einen ausgewogenen Ansatz zu finden, der sowohl die Bedürfnisse deines Kindes als auch deine eigenen berücksichtigt.

Unsere Community kann dir dabei helfen, diese Balance zu finden und dich mit anderen Eltern auszutauschen, die ähnliche Herausforderungen und Erfolge erleben. 

Wie du mit bindungsorientierter Erziehung anfangen kannst.

1️⃣Reagiere auf die Bedürfnisse deines Babys: Eines der grundlegenden Prinzipien der bindungsorientierten Erziehung ist das Eingehen auf die Bedürfnisse deines Babys. Wenn dein Baby weint, versuche herauszufinden, was es braucht – sei es Nahrung, eine frische Windel, Nähe oder Trost. Durch schnelle und liebevolle Reaktionen lernt dein Baby, dass es sich auf dich verlassen kann.

2️⃣ Körperliche Nähe und Berührung: Trage dein Baby so oft wie möglich. Körperliche Nähe und Berührung sind essenziell für die Bindung zwischen dir und deinem Kind. Tragetücher oder Tragehilfen können dir helfen, dein Baby nah bei dir zu haben und ihm gleichzeitig die Welt zu zeigen.

3️⃣Stillen nach Bedarf: Stillen ist nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern auch ein wichtiges Bindungsritual. Stillen nach Bedarf stärkt die Bindung und sorgt dafür, dass dein Baby sich sicher und geborgen fühlt. Wenn du nicht stillst, kannst du trotzdem eine enge Bindung aufbauen, indem du deinem Baby beim Füttern viel Nähe und Aufmerksamkeit schenkst. Informiere dich bitte über „Paced bottle feeding“!

4️⃣Gemeinsames Schlafen: Viele Eltern entscheiden sich für das Co-Sleeping, bei dem das Baby mit den Eltern im Familienbett schläft. Dies kann die Bindung stärken und das nächtliche Stillen oder Füttern erleichtern. Achte jedoch darauf, dass euer Familienbett sicher ist. Mehr Infos dazu bekommst du in meiner Checkliste zum sicheren Familienbett, die du in meiner Community erhältst (siehe weiter unten im Beitrag).

5️⃣Positive Kommunikation: Sprich viel mit deinem Baby, auch wenn es noch nicht antworten kann. Erzähle ihm, was du tust, singe Lieder und spiele Fingerspiele. Diese Interaktionen fördern nicht nur die sprachliche Entwicklung, sondern stärken auch die emotionale Bindung.

6️⃣Geduld und Verständnis: Bindungsorientierte Erziehung erfordert Geduld und Verständnis. Es ist wichtig, dass du dich in die Perspektive deines Babys versetzen kannst und verstehst, dass es Zeit braucht, um die Welt zu entdecken und zu lernen.

7️⃣Ressourcen: Damit du bindungsorientiert auf dein Baby und seine Bedürfnisse reagieren kannst, solltest du sämtliche Ressourcen nutzen die du finden kannst. Es braucht ein Dorf, um ein Kind groß zu ziehen. Und genau das ist das Problem in unserer heutigen Zeit. Also überlege dir, wer dich mit welchen Aufgaben im Alltag unterstützen kann. 

8️⃣Selbstfürsorge: Vergiss nicht, dass auch du als Elternteil auf deine eigenen Bedürfnisse achten musst. Nur wenn du gut für dich selbst sorgst, kannst du die beste Version deiner selbst für dein Kind sein. Nimm dir regelmäßig Zeit für Pausen und Erholung.

9️⃣ Höre auch die richtigen Ratschläge: Denke immer daran, dass viele Menschen noch immer geprägt sind von den autoritären Erziehungsansichten. Dies betrifft nicht nur die eigenen Eltern, Bekannte oder Nachbarn sondern auch Fachexperten, die dir im Laufe der Zeit begegnen. So gibt es auch noch immer Kinderärzte, die vom Familienbett und vom Stillen nach Bedarf abraten und empfehlen, das Baby auch mal Schreien zu lassen. Tausche dich mit anderen Eltern aus, die ebenfalls die bindungsorientierte Haltung leben, damit du nicht vom schlechten Gewissen und der Angst überrollt wirst, du könntest dein Kind mit zu viel Liebe verwöhnen – denn das kannst du niemals!

Die Wichtigkeit einer Community

Eine unterstützende Community kann einen großen Unterschied machen, besonders wenn du dich gegen die traditionellen Erziehungsmethoden stellst, die von der älteren Generation oft weitergegeben werden.

In meiner Community kannst du dich mit anderen Eltern austauschen, die ebenfalls den Weg der bindungsorientierten Erziehung gehen möchten. 

Unsere Community bietet dir:

  • Community-Support: Austausch mit anderen Eltern, die dieselben Werte teilen und dieselben Herausforderungen erleben.
  • Erfahrungsaustausch: Teile deine Erfahrungen und lerne von den Geschichten anderer Eltern.
  • Stillvorbereitungs-Crashkurs: Mach dich bereit für einen erfolgreichen Stillstart.
  • Exklusive Live-Calls: Regelmäßige Fallbesprechungen und Themencalls zu aktuellen Themen.
  • Extras: Erweitere dein Wissen mit Kursen und Mini-E-Books zu verschiedenen Themen rund ums Baby. Hinweis: Die Extras werden nach Levelaufstieg durch Interaktion freigeschaltet.

Hier findest du Unterstützung, Rat und Ressourcen, um die Herausforderungen des Elternseins besser zu meistern.

Fazit

Bindungsorientierte Erziehung bietet eine wunderbare Möglichkeit, eine tiefe und liebevolle Beziehung zu deinem Baby aufzubauen. Indem du die Bedürfnisse deines Kindes erkennst und darauf eingehst, schaffst du eine Grundlage für ein gesundes und glückliches Leben. Diese Erziehungsmethode erfordert Geduld, Verständnis und viel Liebe, aber die Belohnungen sind es wert. Wenn du mehr über bindungsorientierte Erziehung erfahren möchtest oder Unterstützung auf deinem Weg suchst, besuche meine Community. Hier findest du weitere Informationen, Kurse und den Austausch mit anderen Eltern, die ebenfalls diesen Weg gehen möchten.

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