Teil 3 der Serie《Entwicklungsförderung im 1. Lebensjahr》
Die selbstständige Bewegungsentwicklung bedeutet, dass sich dein Baby aus eigener Kraft selbstständig in der motorischen Entwicklung entwickelt. Wichtig ist hierbei, dass du nicht eingreifst, keinen Druck ausübst, nicht vorgreifst und keine Hilfestellung gibst. Ohne diese ist dein Kind nicht selbstständig.
Es geht hierbei wirklich um sämtliche motorischen Entwicklungsschritte: Kopf vom Bauch auf den Rücken drehen, vom Rücken auf den Bauch drehen, das Sitzen, das in den Stand stellen und das Laufen an Gegenständen sowie das freie Laufen. Es baut hier wirklich jeder Schritt auf dem vorherigen auf.
Klar, manche Kinder überspringen einen Entwicklungsschritt, und auch die Reihenfolge ist nicht immer die gleiche – aber die Grundlagen sind extrem wichtig für die weitere Entwicklung, auch in anderen Entwicklungsbereichen.
Das bedeutet: Wenn dein Kind in einem motorischen Bereich gehemmt ist oder auf einer Entwicklungsstufe feststeckt, dann kann das mit einem anderen Entwicklungsbereich zusammenhängen, bei dem es Schwierigkeiten gibt – und umgekehrt.
Somit ist es immer wichtig, das Baby in seiner Entwicklung ganzheitlich zu betrachten – und aber auch deinem Baby zu vertrauen und es nicht mit anderen zu vergleichen.
Es gibt Babys, die laufen schon mit neun Monaten, während andere mit einem Jahr noch nicht krabbeln. Jedes Kind braucht Zeit, sich selbstständig zu entwickeln.
In diesem Blogbeitrag erfährst du, was du tun kannst, um dein Baby dabei zu unterstützen – ohne zu sehr einzugreifen – und woran du erkennst, dass dein Baby tatsächlich eine Entwicklungsverzögerung haben könnte beziehungsweise ob die Entwicklung noch im normalen Rahmen liegt.
Kleine Schritte
Die ersten motorischen Entwicklungsschritte, die ein Baby macht, sind noch sehr, sehr klein.
Es beginnt meist mit der Kopfkontrolle, mit dem Drehen des Kopfes, mit dem Heben des Kopfes, mit dem Drehen vom Rücken auf den Bauch und vom Bauch auf den Rücken – und im nächsten Schritt mit dem Abstützen auf die Unterarme oder auch auf die Hände in der Bauchlage. Wie du dein Baby in der Bauchlage unterstützen kannst, erfährst du im nächsten Kapitel.
Die nächsten motorischen Schritte, die teilweise auch schon parallel dazu ablaufen, betreffen die Hände, die Auge-Hand-Koordination. Hierbei geht es um das Greifen von Gegenständen, also das Sehen und gezielte Greifen eines Gegenstandes – und auch das Geben von einer Hand in die andere.
Wichtig hierbei zu wissen ist auch, dass das Festhalten an einem Gegenstand oder das Festhalten der eigenen Hände oder das Festhalten an der Kleidung des Babys oder an deiner Kleidung auch eine Selbstregulationsstrategie darstellt.
Manche Babys brauchen immer etwas in der Hand, an dem sie nuckeln können, wenn sie einschlafen.
Warum die Bauchlage so wichtig ist
Tägliche Tummy Time ist wichtig! Ganz klar – das hört man überall. Aber warum ist die Bauchlage so wichtig?
Ein wichtiger Grund ist das Verhindern einer lagebedingten Kopfverformung. Doch das ist nicht der einzige Grund:
In der Bauchlage stärkt dein Baby seine Nacken-, Rücken- und Schultermuskulatur
Die Bauchlage ist die Grundlage für das Robben, Sitzen, Krabbeln und Aufstehen
Leider verweigern viele Babys die Bauchlage, und die Tummy Time wird zu einer lästigen Trainingseinheit.
Hier ein paar Tipps, wie du deinem Baby die Bauchlage angenehmer gestalten kannst:
Lege dich auf die Couch und dein Baby in Bauchlage auf deinen Bauch
Lege dein Baby quer über deinen Schoß, damit es deinen Oberschenkel als Stütze hat, um den Oberkörper etwas höher zu halten. Das klappt auch mit einem Kissen oder einem gerollten Handtuch oder einer Decke ganz gut
Nimm dein Baby in die Trage
Lege dein Baby in Bauchlage auf die Couch und setze dich davor, um in Interaktion mit ihm zu gehen
Schaffe deinem Baby Anreize, zum Beispiel durch eine Wassermatte, Sensorik-Beutel, Kontrastkarten usw.
Barfuß
Der Alptraum jeder Oma breitet sich immer weiter aus. Du hast bestimmt auch schon davon gehört, dass Babys am besten barfuß sein sollten.
Natürlich nicht im Freien, wenn es draußen eiskalt ist. Aber du kannst dir merken: Immer dann, wenn dein Baby auch keine Kopfbedeckung benötigt, kannst du genauso gut auf die Strümpfe verzichten – in der Wohnung und auch draußen.
Und warum?
Mit nackten Füßen spürt dein Baby den Untergrund, wenn es z. B. in der Bauchlage ist und sich mit den Füßen vom Boden abdrücken möchte, um das Robben zu lernen. Auch beim Hochziehen in den Stand bekommt dein Baby ein besseres Gespür für den Untergrund, wenn kein Stoff im Weg ist. Somit werden Haltung, Körperspannung, Koordination, Gleichgewicht und sensorische Rückmeldung gefördert
Sind die Füße in Socken eingepackt, bewegen sich die Zehen weniger. Lässt du dein Baby aber barfuß, wackelt es häufiger mit den Zehen – was zu einer besseren Durchblutung führt
Wenn sich die Füße deines Babys berühren können, hilft es deinem Baby bei der Selbstregulation. Du solltest deshalb vor allem beim Schlafen darauf achten, dass die Füße im Schlafsack nackt sind
Tragen als Bewegungserfahrung
Noch immer höre ich ab und zu die Angst: „Wenn ich mein Baby ständig trage, dann kann es sich motorisch doch gar nicht weiterentwickeln.“
Das ist jedoch eine Fehlannahme. Beim Tragen passiert so viel, das deinem Baby bei der selbstständigen Bewegungsentwicklung hilft.
Dein Baby spürt rhythmische Bewegungen, wenn du mit ihm in der Trage läufst – kombiniert mit sehr viel Körpernähe.
Es fördert außerdem das Gleichgewicht und die Körperspannung.
Für Babys, die nicht gerne in Bauchlage liegen, ist das Tragen eine super Alternative, um aus der Rückenlage herauszukommen.
Bitte achte aber darauf, dass das vorwärtsgerichtete Tragen nicht empfohlen wird, da es zum einen schlecht für die Hüftentwicklung ist und zum anderen dein Baby ungefiltert sämtlichen Reizen der Umgebung aussetzt, von denen es sich nicht abwenden kann.
Was dein Baby nicht braucht!
Wir haben nun einige Dinge genannt, mit denen du dein Baby in der selbstständigen Bewegungsentwicklung unterstützen kannst. Nun kommen wir zu den Dingen, auf die du verzichten solltest.
An erster Stelle möchte ich hier das Eingreifen nennen.
Solange dein Baby nicht sitzen kann, solltest du es nicht in die Sitzposition bringen.
Natürlich kannst du dein Baby auf den Schoß nehmen, wenn du es dabei an deinen Bauch anlehnst.
Wichtig ist nämlich zum einen, dass das Gewicht des Oberkörpers nicht auf die Hüfte drückt, solange der Oberkörper nicht stabil genug dafür ist.
Zum anderen ist es aber auch wichtig, dass dein Kind motiviert bleibt, sich die Sitzposition selbstständig anzueignen.
Wenn du es selbst in die Sitzposition bringst, lernt es die Bewegungsabläufe nicht, die dafür nötig sind.
Ausnahmen gibt es jedoch bei der Beikosteinführung.
Wenn dein Baby beikostreif ist, aber noch nicht selbstständig sitzen kann, kannst du es zum Essen dennoch hinsetzen.
Auch hier kannst du den Oberkörper leicht an dich lehnen, während dein Baby auf deinem Schoß sitzt – oder du nutzt Sitzverkleinerer und Kissen, um deinem Baby auf dem Hochstuhl einen stabilen Halt zu ermöglichen.
Auch wenn dein Baby es einfordert und wahrscheinlich viel meckert, solltest du es in der Bewegungsentwicklung nicht mit Druck vorantreiben.
Es sollte selbstständig in die Sitzposition kommen – und genauso selbstständig sollte es sich auch auf seine Füße hochziehen und die ersten Schritte am Möbel entlang laufen.
Wenn es das kann, kannst du deinem Baby natürlich die Hand hinhalten, damit es sich an dir hochzieht, oder die Arme unterstützend ausbreiten, damit es ein paar Schritte läuft, während es sich an dir festhält.
Worauf du verzichten solltest, ist, dein Baby stabil zu halten, damit es die Füße auf dem Boden bewegt, obwohl es das aus eigener Kraft noch gar nicht könnte.
Zum Abschluss dieses Kapitels möchte ich noch etwas zu einem Gegenstand sagen, den es leider auf dem Markt immer noch zu kaufen gibt – der für Babys jedoch höchst gefährlich ist.
Es geht um den Gehfrei. In dieses Gerät wird dein Baby reingesetzt, sodass es mit den Füßen den Boden berührt und beim Abstoßen durch die Räder des Gehfreis in Bewegung kommt.
Dein Baby kommt hier in eine Position, die es ohne Gehfrei noch nicht selbstständig einnehmen könnte – und es besteht eine erhöhte Unfallgefahr.
Auch der Türhopser ist für dein Baby nicht zu empfehlen.
Hierbei wird ein heftiger Druck auf Knochen und Gelenke ausgeübt, der sehr ungesund ist.
Fazit
Wie jeder andere Entwicklungsbereich ist auch die motorische Entwicklung von Baby zu Baby unterschiedlich.
Du kannst dein Baby zwar ein bisschen unterstützen, jedoch solltest du darauf vertrauen, dass es durch die selbstständige Bewegungsentwicklung in seinem eigenen Tempo vorankommt – und nicht unnötig eingegriffen werden sollte.
Wenn du dir unsicher bist, ob die Bewegungsentwicklung deines Babys noch im Rahmen ist und du Angst vor Entwicklungsverzögerungen hast, solltest du bei deinem Kinderarzt diese Sorge äußern.
Es gibt verschiedene Tabellen, anhand derer du erkennen kannst, ob sich die Bewegungsentwicklung deines Babys noch im Rahmen befindet.
Zum einen gibt es Tabellen, in denen du die einzelnen Meilensteine in einer gewissen Altersspanne ablesen kannst.
Zum anderen gibt es auch die Grenzsteine, die den Zeitpunkt beschreiben, an dem 90 bis 95 % aller Kinder einen Entwicklungsschritt im Durchschnitt erreichen.
In meiner WhatsApp-Community findest du diese Tabellen – und du kannst dich mit anderen Mamas über die Entwicklung deines Babys austauschen.
Komm doch mit dazu: