Die meisten Mamas werden diese Situation kennen: Du bringst dein Baby ins Bett, es schläft beim Stillen ein und hört nicht auf zu nuckeln. In dieser Situation wird schnell zum Schnuller gegriffen. Ist ja auch praktisch: Das Kind kann nuckeln und die Mama kann aufstehen. Doch irgendwann wird der Schnuller dann zum Problem. Je länger er benutzt wird und je intensiver dein Kind schnullert, umso schwieriger wird der Ablösungsprozess. Oftmals hat sich eine so starke Gewohnheit entwickelt, dass man fast von einer Sucht sprechen kann. Dein Kind weiß sich nicht anders zu beruhigen, es verlangt den Schnuller, wenn es getröstet werden will, und ein Einschlafen ohne Schnuller ist undenkbar.
Bist du auch in dieser Situation? Dann ist dieser Blogartikel genau das Richtige für dich. Wir sprechen darüber, aus welchen Gründen der Schnuller abgewöhnt werden sollte und wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Natürlich ist jede Entwöhnung individuell, doch du kannst dein Kind darauf vorbereiten, und es gibt Fehler, die du vermeiden solltest. Zum Schluss gehe ich außerdem auf die Angst vor dem Daumenlutschen ein.
Warum solltest du den Schnuller abgewöhnen?
Die Folgen eines Schnullers sind noch immer stark umstritten. Die eine Seite behauptet: „Die Dosis macht das Gift“ – ein Schnuller, der in Maßen eingesetzt wird, verursacht keine langfristigen Schäden. Die andere Seite hingegen besteht darauf, dass ein Schnuller immer gefährlich ist, egal wie häufig er eingesetzt wird.
Ich sage, es ist beides irgendwie richtig. Natürlich führt exzessives Schnullern zu größeren Problemen als ein Schnuller, der wirklich nur in der Einschlafsituation gegeben wird. Allerdings ist der beste Schnuller immer noch kein Schnuller. Denn selbst wenn du dir vornimmst, den Schnuller nur zum Einschlafen zu benutzen, wird er höchstwahrscheinlich doch immer dabei sein. Ehe du dich versiehst, entdeckst du auf Fotos von deinem wachen Baby den Schnuller und fragst dich, wie das passieren konnte. So ging es mir und so höre ich es auch von vielen anderen Mamas.
Schauen wir uns die Folgen noch mal genauer an:
Stillst du dein Kind, kann der Schnuller tatsächlich zu einer Saugverwirrung führen. Diese ist nicht immer direkt erkennbar und kann einen schleichenden Abstillprozess in Gang setzen. Dein Kind schnullert sich quasi satt, anstatt an der Brust zu nuckeln. Würdest du dein Kind stattdessen anlegen, würde es während des Nuckelns die Milchproduktion in Gang setzen und dadurch für eine stabile Stillbeziehung sorgen. Durch den Schnuller fällt das aus.
Abgesehen davon muss dein Kind beim Schnullern ein anderes Saugmuster entwickeln als beim Stillen. Das bedeutet, beim unphysiologischen Saugen am Schnuller wird eine ganz andere Mund- und Zungenmuskulatur beansprucht, wodurch die Muskulatur, die zum physiologischen Saugen an der Brust benötigt wird, in diesem Moment nicht trainiert wird. Deinem Baby wird das Stillen also schwerer fallen, als wenn es die ganze Zeit an der Brust nuckeln würde.
Wichtig zu wissen ist außerdem, dass der Sauger am Schnuller viel härter ist und somit einen größeren Reiz darstellt, um den Saugreflex auszulösen. Gewöhnt sich dein Kind daran, genügt der weiche Reiz der Brustwarze eventuell nicht mehr. Schläft dein Baby plötzlich schnell an der Brust ein oder schreit es die Brust an, sind das erste Anzeichen für eine Saugverwirrung.
Doch auch unabhängig von der Stillbeziehung hat ein Schnuller Nachteile: Der Gebrauch eines Schnullers hat negative Auswirkungen auf Zähne, Kiefer und die Sprachentwicklung. Bereits in den ersten Monaten beginnt dein Baby zu brabbeln und Laute von sich zu geben, es bewegt die Lippen und die Zunge – eine erste Grundlage für die Sprachentwicklung, die es mit dem Schnuller im Mund versäumt. Je älter ein Baby wird, umso wichtiger sind diese ersten Übungen mit dem „Sprechwerkzeug“.
Habt ihr den Schnuller eingeführt, um bessere Nächte zu haben, kann auch das nach hinten losgehen. Das Einschlafstillen ist eine Einschlafhilfe, die sich zur Weiterschlafhilfe entwickeln kann. Das bedeutet, dein Kind verlangt die Brust, wenn es nachts von einem Schlafzyklus in den nächsten wechselt. Doch der Schnuller kann genau dasselbe verursachen. Dein Kind schläft schnullernd ein, verliert den Schnuller im Schlaf und wacht dann auf, weil es den Schlafzyklus wechselt und dafür den Schnuller braucht. Ist dies auch bei euch der Fall, ist das ein starkes Zeichen dafür, dass eine Schnullerentwöhnung für bessere Nächte sorgen kann.
Wann solltest du den Schnuller abgewöhnen?
Wie bereits erwähnt, ist der beste Schnuller kein Schnuller. Ich empfehle deshalb immer, den Schnuller so schnell wie möglich wieder zu entwöhnen. Jedoch hattet ihr ja einen Grund, ihn überhaupt einzusetzen. Es ist wichtig, dass du dir bewusst bist, dass dies in deiner Verantwortung liegt. Du hast dein Kind an den Schnuller gewöhnt, du bist nun verantwortlich dafür, in welchem Ausmaß und wie lange dein Kind ihn nutzen soll. Immer wieder höre ich von Mamas die Aussage: „Er braucht den Schnuller aber noch.“ In Wirklichkeit ist es aber nicht dein Kind, das den Schnuller braucht, sondern du. Du hast den Schnuller als Beruhigungsstrategie eingeführt und somit ist es deine Verantwortung.
Viel wichtiger ist also die Frage: Bist du bereit, deinem Kind den Schnuller zu entwöhnen? Oder bist du bereit, den Schnullergebrauch einzuschränken?
Und die nächste Frage, die sich dann stellt: Wie lange dauert die Entwöhnung? Das hängt von der Intensität des Schnullergebrauchs und von der Art und Weise der Entwöhnung ab.
Möchtest du deinem Kind einen sanften Ablösungsprozess ermöglichen, dein Kind bindungsorientiert dabei begleiten und somit eine Verlusterfahrung durch ein radikales Entreißen vermeiden, dauert es natürlich länger, als wenn du den Schnuller einfach der Schnullerfee gibst.
Außerdem ist jedes Kind anders, entscheidend ist die Art und Weise und die Geduld, die du mitbringst.
Vorbereitung auf die Schnullerentwöhnung
Bevor du damit startest, den Schnuller zu entwöhnen, solltest du dich zunächst selbst darauf vorbereiten. Überlege dir, in welchen Situationen der Schnuller tatsächlich nötig ist und in welchen Situationen er eigentlich einer anderen Beruhigungsstrategie weichen kann. Außerdem solltest du dich darauf vorbereiten, deinem Vorhaben zu vertrauen, damit du Sicherheit ausstrahlst. Dein Kind spürt es nämlich, wenn du unsicher bist und insgeheim an dem Vorhaben zweifelst.
Auch solltest du dein Kind mit einbeziehen. Wichtig ist eine sanfte Vorbereitung, damit dein Kind keine Verlusterfahrung durch ein radikales Entreißen erlebt.
Fehler, die du vermeiden solltest
Lüge dein Kind nicht an:
Erzähle deinem Kind nicht, dass der Schnuller kaputt sei oder dass sämtliche Schnuller plötzlich verloren sind. Du riskierst mit dieser Lüge einen Vertrauensbruch. Denk immer daran, dass du die wichtigste Bezugsperson im Leben deines Kindes bist. Dein Kind vertraut dir vollkommen und das ist wichtig. Das Entwöhnen des Schnullers ist für dein Kind eine große Veränderung und wenn es dann merkt, dass es von dir als Hauptbindungsperson angelogen wurde, verwirrt das dein Kind und macht es extrem unsicher. Es könnte anfangen, an deiner Verlässlichkeit zu zweifeln. Viel wichtiger ist es, dass du für dein Kind da bist, authentisch und ehrlich diesen Prozess begleitest.
Keine Belohnungen für das Abgeben des Schnullers:
Denkst du darüber nach, dein Kind davon zu überzeugen, den Schnuller dem Nikolaus oder dem Osterhasen im Tausch gegen Geschenke mitzugeben? Oder von der Schnullerfee oder dem Schnullerbaum zu erzählen?
Die meisten Kinder stimmen zunächst zu und du als Mama fühlst dich wohl dabei, dein Kind mit einbezogen zu haben. Jedoch kann dein Kind die Konsequenzen dieses Tausches noch gar nicht überblicken. Spätestens in der Einschlafsituation wird dein Kind diesen Tausch zutiefst bereuen. Und wer ist dann schuld daran, dass der Schnuller weg ist? Dein Kind, denn es war seine Entscheidung, den Schnuller einzutauschen. Das ist ein großer emotionaler Rückschlag und zu viel Verantwortung für einen so kleinen Menschen.
Radikales Entziehen des Schnullers vermeiden:
Nimmst du deinem Kind den Schnuller von heute auf morgen radikal weg, egal in welcher Form und mit welchem Hintergrund, kann das nicht nur zu großem emotionalem Stress und einer großen Verlusterfahrung führen. Du riskierst außerdem, dass sich andere ungesunde Gewohnheiten durchsetzen, wie z. B. das Daumenlutschen oder vermehrtes Trinken aus der Flasche.
Sag nicht zu deinem Kind, dass es schon groß ist und den Schnuller nicht mehr braucht:
Wie vorhin schon erwähnt, hast du deinem Kind den Schnuller angewöhnt und du bist dafür verantwortlich, dass dein Kind den Schnuller braucht. Komm also nicht in Versuchung, deinem Kind einzureden, dass es den Schnuller nicht mehr bräuchte, weil es „schon groß“ sei. Diese Aussage setzt dein Kind enorm unter Druck und erzeugt in ihm das Gefühl, dass es nicht „groß genug“ ist, wenn es weiterhin den Schnuller benötigt. Jedes Kind entwickelt sich individuell und ist in seinem eigenen Tempo bereit, den Schnuller loszulassen. Setze dein Kind nicht unter Druck, sondern begleite es liebevoll und geduldig durch diesen Entwöhnungsprozess.
Angst vor dem Daumenlutschen
Ein häufiger Grund, warum Eltern vor der Schnullerentwöhnung zurückschrecken, ist die Angst vor dem Daumenlutschen. Schließlich kann man den Daumen nicht einfach wegnehmen und diese Gewohnheit abstellen. Dazu möchte ich ein paar Gedanken mit dir teilen.
Ein Baby hat ein natürliches Saugbedürfnis. In der Regel wird dieses Saugbedürfnis an der Brust durch das Stillen befriedigt. Solange ein Kind also nicht frühzeitig abgestillt wird, überträgt sich dieses Saugbedürfnis in der Regel nicht auf den Daumen. Gelegentliches Lutschen am Daumen ist vollkommen normal – das macht ein Baby bereits im Mutterleib. Spätestens wenn dein Baby die Hände zum Erkunden seiner Umwelt benutzt und sein natürliches Saugbedürfnis weiterhin an der Brust stillen kann, wird dieses Daumenlutschen nachlassen.
Wird jedoch ein Schnuller eingeführt, kann sich das natürliche Saugbedürfnis schnell zu einer so festen Gewohnheit entwickeln, dass man fast schon von einer Sucht sprechen kann. Durch den harten Sauger des Schnullers trifft ein viel größerer Reiz auf die Kauleiste als beim Saugen an der Brustwarze. Auf Dauer wird dein Kind immer wieder nach diesem Reiz verlangen. Dadurch kann eine Entwöhnung des Schnullers tatsächlich schneller zum Daumenlutschen führen als bei einem Kind, das nie einen Schnuller hatte.
Deshalb ist es umso wichtiger, den Schnuller Schritt für Schritt und sanft zu entwöhnen und alternative Beruhigungsstrategien anzubieten. Wird dem Kind der Schnuller radikal entrissen, hat es keine andere Wahl, als eine andere Möglichkeit zu suchen, um sein Saugbedürfnis zu befriedigen – und hier ist der Daumen das Nächstliegende.
Fazit
Das Abgewöhnen des Schnullers ist ein wichtiger Schritt für dein Kind und dich. Dabei ist es entscheidend, diesen Prozess sanft und in einem Tempo zu gestalten, das den Bedürfnissen deines Kindes gerecht wird. Es gibt keine pauschale Lösung – jedes Kind entwickelt sich anders und benötigt unterschiedlich viel Zeit, um sich von der Gewohnheit zu lösen. Die Verantwortung liegt bei dir als Elternteil, dein Kind durch diese Veränderung liebevoll zu begleiten und alternative Beruhigungsstrategien anzubieten. Mit Geduld und Verständnis kannst du deinem Kind helfen, diesen Übergang ohne unnötigen Druck zu bewältigen.
Hast du Fragen zum Schnuller-Entwöhnen oder suchst du nach Unterstützung? In meiner Community findest du nicht nur wertvolle Tipps und Informationen, sondern auch einen sicheren Raum für den Austausch mit anderen Eltern. Gemeinsam gehen wir Schritt für Schritt vor, um den Schnuller sanft und bindungsorientiert zu entwöhnen. Schau gerne vorbei und informiere dich über meine aktuellen Workshops und Beratungsangebote.